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Daniel Finsler
Architekt

«Das Wettbewerbswesen ist beschränkt, da es nur Qualität innerhalb der Rahmenbedingungen fördert, diese aber nicht hinterfragt.»

Über welchen Baurechtsartikel haben Sie sich zuletzt echauffiert? Und warum?

Die Anreize zur thermischen Optimierung von Bauten machen vielleicht ökologisch Sinn, aber sicherlich nicht in Bezug auf die Ästhetik. Meiner Meinung nach eine reine Alibi-Übung, die leider häufig zum Abbruch von Liegenschaften führt. Sinnvoller wäre es doch, Gebäude zu erhalten und länger zu nutzen.

Inwiefern schränken Baugesetze die Lösungsfindung architektonischer Projekte ein?

Mit Vorgaben zu Abständen, Traufhöhen und Ausnützungsziffern wird zwar vieles gemassregelt, doch leider nicht definiert, wie eine angenehme bebaute Umwelt aussehen könnte. Der Architekt muss seine Arbeit auf die optimale Ausnützung konzentrieren – ob interessante Aussenräume entstehen, ist zweitrangig. Die Bauordnung fokussiert zu sehr auf Bauvolumen und negiert dabei die Aussenräume wie Gassen, Wege, Plätze und Gärten. Falls Aussenräume thematisiert werden, dann leider nur als «Erschliessungsfläche». Das Resultat sind Klötzchen umrahmt von Abstandsgrün.

Wie könnte eine Qualitätssicherung in der Architektur aussehen? Durch wen oder was könnte sie gewährleistet werden?

Das Wettbewerbswesen ist beschränkt, da es nur Qualität innerhalb der Rahmenbedingungen fördert, diese aber nicht hinterfragt. Ein Blick über den Tellerrand, respektive über das Wettbewerbsprogramm täte hier gut! Ein grundlegendes Problem sehe ich im ökonomischen Druck, der vieles verunmöglicht. Ich wünsche mir von der Architektur mehr inspirierende Räume, die freudig in Besitz genommen werden, und zwar von einer Vielzahl an Nutzern. Hohe Preise schränken die soziale Bandbreite aber ein, da kann die Architektur noch so gut sein.